Wilhelm ZEHNER

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Wilhelm Zehner (* 2. September 1883 in Bistritz (damals Siebenbürgen,
Österreich-Ungarn, heute Rumänien); † 11. April 1938 in Wien) war ein
österreichischer General der Infanterie. Von 1934 bis 1938 war er
Staatssekretär im Verteidigungsmin
isterium. Er war maßgeblich an der Modernisierung und technischen
Weiterentwicklung des Bundesheeres beteiligt und wird daher als Vater
des österreichischen Bundesheeres bezeichnet.
Ob sein Tod unmittelbar nach dem Anschluss Österreichs an das
nationalsozialistische Deutsche Reich Selbstmord oder Mord war, ist
ungeklärt.
Nach dem Besuch des deutschen Untergymnasiums in Bistritz
kam Zehner 1898 in die Infanterie-Kadettenschule in Kamenitz. 1902 wurde
er als Kadett-Offiziersstellvertreter zum k.u.k. Infanterieregiment 61
ausgemustert. In Brod und später zeitweise in Temesvar versah der am 1. November 1903 zum Leutnant beförderte Wilhelm Zehner Kompaniedienst.Von 1909 – 1911 absolvierte er, inzwischen Oberleutnant, den Militärintendanzkurs. 1913 wurde er Unterintendant ( = Hptm)
1914 wurde er zur Intendanz der 14. Gebirgsbrigade
kommandiert, die in Serbien operierte. Zwischen 1. Jänner 1915 und Sept. 1916 diente er als Intendant im 16. Korps. Im herbst 1916 erfolgte auf eigenen Wunsch seine versetzung zur kämpfenden Truppe und zwar zur 1. Armee, wo er sich als Adjutant und Bataillonskommandant bewährte.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde er noch 1918 in die Volkswehr bzw. das
Bundesheer übernommen. Er nahm 1919 am Kärntner Abwehrkampf teil im Rahmen des Ersatzbataillons Nr. 7.
Nach der Übernahme in das neue Bundesheer als Major diente er weiter in Kärnten, von wo er ein Jahr später als Obstlt in das Bundesministerium für Heerwesen versetzt wurde.
1925 kehrte er in den Truppendienst als Bataillonskommandant des II. Bataillons des Alpenjägerregiments Nr. 8 in Braunau zurück. In diesem Jahr heiratete er Maria Krassnitzer.
1928 wurde er zum Kdt des Alpenjägerregiments Nr.7 in Linz bestellt. Als Oberst wechselte er in das Kommando der 4. Brigade, deren Kommando er 1933 übernahm, womit seine Beförderung zum Generalmajor verbunden war.
Bundeskanzler Dollfuß berief im „Ständestaat“ Zehner am 11. Juli 1934
als Staatssekretär für Heerwesen in sein Kabinett.
Bundeskanzler Kurt Schuschnigg beförderte Zehner im November 1934 zum
General der Infanterie. Das Amt als Staatssekretär hatte Zehner bis zum
Rücktritt Schuschniggs am 11. März 1938, d.h. bis zum „Anschluss“, inne.
Sein Nachfolger wurde Generalmajor Maximilian de Angelis. Am 12. März
reichte Zehner sein Pensionsgesuch als Offizier ein; am 15. März 1938
verlangte Hitler in einer Führerweisung seine (nicht mehr erforderliche)
Absetzung.
Sein Tod am 11. April 1938 in Wien ist mysteriös geblieben. Lange Zeit
galt die These, dass er sich als entschiedener Gegner des
Nationalsozialismus in der Nacht vom 10. auf den 11. April 1938 beim
Eindringen der Gestapo in seine Wiener Wohnung erschossen habe. Doch
Indizien und Zeugenaussagen deuteten auf einen Mord der Gestapo hin. Ein
nach 1945 eingeleitetes Gerichtsverfahren führte zwar 1951 zu einem
Freispruch der der Tat Verdächtigten, doch die Wahrscheinlichkeit ist
hoch, dass General Zehner im Zuge der nationalsozialistischen
Verfolgungspolitik ermordet wurde. Der Prozess wurde hauptsächlich nach
Gestapo-Aufzeichnungen geführt. Begraben liegt Zehner in Wien am
Döblinger Friedhof.
Am 23. Juli 1937 wurde General Zehner für die Errichtung einer Garnison
und den Neubau einer Kaserne zum Ehrenbürger der Stadt Ried im Innkreis
ernannt.
Am 15. Mai 1967 erhielt die Bundesheerkaserne in Ried im Innkreis den
Namen General-Zehner-Kaserne.
Literatur:
Daniela Angetter: Gott schütze Österreich! Wilhelm Zehner (1883–1938) - Porträt eines österreichischen Soldaten.
Verlag der österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2006, ISBN 978-3-7001-3743-6
50 Jahre Wiedererrichtung Garnison Ried - Tapfer, standhaft und treu. Hrsg. von der 13er Kameradschaft,
Moserbauer Druck & Verlag, Ried im Innkreis 2008, S. 5 - 7; ISBN 978-3-902121-92-9